Ich mag das “Slow Learning”-Projekt, in dem 15 Autoren, Künstler und Lehrpersonen ihre Gedanken zu Lernen formuliert haben. Daraus ist ein Manifest entstanden, dass ich hier gerne ins Deutsch übertrage.
Warum Slow Learning?
Wir leben in einem Zeitalter der Informationsflut, der sich ständig beschleunigenden Technologien und des Lernens in Sekundenbruchteilen. Wir müssen uns heute ständig weiterbilden, um mit diesem neuen Tempo Schritt zu halten.
Die Slow-Food-Bewegung ebnete den Weg für eine gute, saubere und faire Zukunft der Lebensmittel. Die Autoren von “Slow Learning” sind von dieser Bewegung fasziniert und fordern auch beim Lernen ein neues Tempo. Sie wollen Fragen über Antworten stellen. Sie wollen Beobachtungen über Bewertungen setzen. Und sie wollen der Selbstreflexion Vorrang vor der Kritik geben.
Das Slow-Learning-Manifest
1. Konzentriere dich auf die Richtung, nicht auf das Ziel
Tauche vollständig in die Reise ein und du wirst dein endgültiges Ziel nach und nach erreichen.
2. Hebe deine Hand
Fragen zu stellen ist ein grundlegendes Menschenrecht.
3. Lerne in deinem eigenen Tempo
Finde deinen Rhythmus, finde deinen Fluss. Vergleiche dich nicht mit anderen.
4. Abkoppeln
Du hast das Recht, abzuschalten und deine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken. Lerne bei Bedarf unplugged, weit weg von digitalen Ablenkungen.
5. Ändere deinen Lernweg (und deinen Geist)
Mach es dir in der Komfort-Zone nicht zu bequem und beginne damit, die Abneigung gegen Veränderungen zu ändern. Denke anders und lerne neue Dinge.
6. Mach eine Pause
Mikropausen, Mittagspausen und längere Pausen werden deine Lernleistung verbessern. Du hast das Recht, dich auszuruhen.
7. Mache Fehler
Verfalle nicht in Verzweiflung, sondern scheitere vorwärts.
8. Lass es unvollendet
Wir leben in einer superbeschäftigten, multitasking- und ergebnisorientierten Gesellschaft. Tritt weg von deiner langen To-Do-Liste und geniesse hin und wieder die Schönheit eines unstrukturierten Tages.
9. Verlernen und Vergessen
Mach dir die Kraft des Verlernens zunutze. Starte deinen Geist neu, gib altes Wissen, Handlungen und Verhaltensweisen auf, um Raum zu schaffen.
10. Verlangsamen
Manchmal gewinnt Langsamkeit und Stetigkeit das Lernrennen. Beeil dich langsam.